La Malcontenta - Weltberühmte Villa und Wendepunkt im Schaffen Palladios.
Majestätisch erhebt sich die von Andrea Palladio entworfene Villa Foscari – besser bekannt unter dem Namen „La Malcontenta“ – am idyllischen Brentakanal, der von Venedig nach Padua führt. Das um 1555 fertiggestellte Gebäude stellt einen entscheidenden Wendepunkt im Schaffen des großen Renaissance-Architekten dar. Mit der markanten Erhöhung des Sockels und des Piano nobile und dem deutlich aus der Fassade hervortretenden Pronaos entwickelte Palladio das Programm seiner berühmten Spätwerke und somit das Vorbild für alle nachfolgenden klassizistisch geprägten Architekturströmungen.

Im Gegensatz zu anderen Palladio-Villen – die stets als Verbindung eines Herrenhauses mit angrenzenden Wirtschaftsgebäuden konzipiert waren – präsentiert sich die Villa Malcontenta als repräsentativer Vorstadt-Palazzo. Die Gestaltung der Hauptfassade und die Disposition und Ausgestaltung der Innenräume hatte der gesellschaftlichen Stellung der beiden Auftraggeber, die Brüder Nicolò und Alvise Foscari, zu entsprechen, die aus einer der mächtigsten venezianischen Patrizier-Familien stammten.

Die starke Verpflichtung gegenüber antiken Vorbildern (und selbstverständlich gegenüber den Theorien Vitruvs) lässt sich an allen Bauten Palladios und im Besonderen an der Villa Malcontenta feststellen. Während der Pronaos auf der am Wasser liegenden Hauptfassade das Pantheon und den Tempel des Clitumnus zitiert, bestimmt das Motiv des römisch-antiken Thermenfensters die außergewöhnliche Fassade, die sich rückseitig dem großzügigen Garten zuwendet.

Palladio erweist sich aber auch – wie bei all seinen Bauten – als Meister, mit einfachen Bautechniken und kostengünstigen Materialien maximale Wirkung zu erzielen. So kam bei der markanten Rustikafassade und an den Säulen des Pronaos verputztes Ziegelmauerwerk zum Einsatz.

Schließlich sind es aber die stilistischen Abweichungen von den antiken Vorbildern, aus denen Palladio – mit seiner eigenen, flexiblen Art – etwas Neuartiges entstehen lässt. Daher zählt auch die Gebäuderückseite – die mit ihrer grafisch-nüchternen Wirkung Vorbild für zahlreiche postmoderne Bauten des 20. Jahrhundert war – zu den originellsten und gelungensten Entwürfen des genialen oberitalienischen Baumeisters.

La Malcontenta (Villa Foscari), Gambare di Mira (Venedig) | Projekt-Reportage | Architekturfotografie © Alexander Brüll, 2022