CREATIVE STORY

Musée des Confluences

Musée des Confluences von Coop Himmelb(l)au; fertiggestellt 2014
Massig, eckig, fremdartig – wie ein dekonstruktivistisches Wesen – erhebt sich am Zusammenfluss von Rhône und Saône seit 2014 das neue Wahrzeichen von Lyon. Das von Coop Himmelb(l)au geplante Musée des Confluences polarisiert die Gemüter, so wie alle Bauten der exzentrischen Architekturavantgardisten rund um Wolf D. Prix. Mit der funktionalen Dreiteilung – in Sockel, Kristall und Wolke (im typischen Coop Himmelb(l)au-Duktus)  – entstand ein furioses Gebilde aus Sichtbeton, Metall und Glas.

Die in Aluminium eingehüllte Wolke,  in der sich die eher nüchternen, aber effizienten Ausstellungsräume befinden, ruht auf Betonstützen und hebt sich deutlich vom Sockel ab. Der dadurch geschaffene öffentliche Raum mit zwei Wasserbassins dient als Ort des Verweilens und gibt den Blick frei zur Landspitze der Halbinsel. Im Beton-Sockel befinden sich unter anderem Auditorien, Garderoben und die Haustechnik.

Der als Kristall bezeichnete Baukörper, der die Eingangshalle formt, präsentiert sich als Feuerwerk an Formen aus Stahl und Glas.  Architektonisches Highlight – im wahrsten Sinne des Wortes – ist aber mit Sicherheit der raumverschwenderisch große Innenraum des Foyers mit seinem spektakulären Trichter, eine wirbelhaft wirkende Konstruktion, die die Stahlträger samt Glashaut bündelt.

Der außergewöhnliche, signalhafte Museumsbau mag nun gefallen oder verstören; nicht zuletzt wegen der Baugeschichte, die von Bauzeitverzögerungen und einer Vervielfachung der Baukosten gekennzeichnet war. Dessen ungeachtet kann das Gebäude in seiner eigentlichen Funktion als naturwissenschaftliches Museum überzeugen und gilt als Leuchtturm-Projekt für den neu entstehenden Stadtteil „La Confluence“. Ob sich allerdings mit dem Wissenstempel der sogenannte „Bilbao-Effekt“ – also die gezielte Aufwertung der Stadt durch ein spektakuläres Bauwerk – erzielen lässt, bleibt noch abzuwarten.

Musée des Confluences – Lyon, France | Projekt-Reportage | Architekturfotografie © Alexander Brüll, 2024