CREATIVE STORY
La Rotonda
„Vielleicht hat die Baukunst ihren Luxus niemals höher getrieben“. So hatte kein Geringerer als der große Goethe jenes einzigartige Bauwerk beschrieben, das zu den weltweit berühmtesten und am häufigsten kopierten seiner Art gehört.
Mit der Villa Rotonda – nur wenige Kilometer von Vicenza entfernt – schuf Andrea Palladio 1566 sein Hauptwerk und ein Gebäude mit ikonischem Charakter. Der auf einer kleinen Anhöhe ruhende „Villentempel“ ist ein in den Proportionen und im Kräftespiel perfekter Bau, der sich mit seinen vier identischen Fassaden den Himmelsrichtungen zuwendet und förmlich in die bezaubernde Landschaft ausdehnt. Ein derart strenger und idealer Baukörper, dessen Grundriss die Form eines Griechischen Kreuzes aufnimmt, war seit der Antike nicht mehr realisiert worden.
Dass sich der geniale oberitalienische Architekt dabei an den Theorien von Vitruv und Alberti orientierte und vom berühmten Pantheon in Rom inspirieren ließ, liegt auf der Hand. Der quadratische Zentralbau erfüllt mit seinen zwei identischen Symmetrie-Achsen, mit seinen vier vorgelagerten, auf großen Treppen ruhenden Säulenportiken und mit seiner flachen Kuppel die architektonischen Idealvorstellungen der Hochrenaissance und somit der griechisch-römischen Antike.
Das beindruckende Gebäude – eigentlich Villa Almerico Capra Valmarana genannt – wurde schließlich zum mustergültigen Vorbild aller nachfolgenden klassizistisch geprägten Architekturströmungen vom 17. bis 19. Jahrhundert.
La Rotonda (Villa Almerico Capra Valmarana), Vicenza | Projekt-Reportage | Architekturfotografie © Alexander Brüll, 2017 – 2019