CREATIVE STORY

Meisterhäuser

Charakteristisch für die Gestaltung der Meisterhäuser sind die ineinander verschachtelten, kubischen Baukörper.
Im Bauhausmanifest von 1919 hatte Walter Gropius  den „Bau der Zukunft“ als Programm und Ziel für die neue Schule des „Staatlichen Bauhauses in Weimar“ definiert. Aber erst mit der Verlegung der Schule nach Dessau wurde sein gestalterisches Selbstverständnis gebaute Wirklichkeit. Zeitgleich mit dem Bauhausgebäude wurde Gropius auch mit dem Bau von drei baugleichen Doppelhäusern für die Bauhausmeister*innen und einem Einzelhaus für den Direktor beauftragt – und schrieb auch damit Architekturgeschichte.

Die 1926 fertiggestellten Meisterhäuser stehen in ihrer Bedeutung dem in der Nachbarschaft liegenden Bauhausgebäude um nichts nach. Das in einem bezaubernden Kieferwäldchen gelegene Gebäudeensemble gilt längst als Ikone der „weißen Moderne“ und als Inbegriff des neuen Wohnens. Gropius Prinzip eines „Baukasten im Großen“ sah eine Errichtung mit industriell vorgefertigten Teilen vor, konnte jedoch mit den damaligen technischen Möglichkeiten nur teilweise umgesetzt werden. Das Baukastenprinzip wurde von der späteren Rezeption unter anderem als Grundlage für die anonymisierenden Plattenbauten betrachtet und der Formalismus des Bauhausstils wurde nicht uneingeschränkt bejubelt.

Doch bei aller Kritik: Mit der Spieglung und Drehung der Grundrisse gelang Gropius trotz Standardisierung eine erfrischend abwechslungsreiche Gestaltung der Doppelhäuser. Die ineinander verschachtelten, unterschiedlich hohen, kubischen Baukörper, die von großzügigen Fensterflächen gekennzeichnet sind, erlangten aber auch durch ihre Bewohner Weltruf. Mit Kandinsky, Klee, Moholy-Nagy, Feininger, Schlemmer, den Albers und vielen weiteren schuf das „Who is Who“ der Moderne den Idealtypus der Künstler*innenkolonie des 20. Jahrhunderts.

Mit den 2014 fertiggestellten „Neuen Meisterhäuser“ – entworfen vom Berliner Architekturbüro Bruno Fioretti Marquez – gelang eine abstrakte Neuinterpretation der im 2. Weltkrieg zerstörten Häuser von Gropius und Moholy-Nagy/Feininger. Die reduzierte Architektur, die bewusst einen exakten historischen Wiederaufbau vermeidet, reiht sich dennoch gekonnt im Ensemble der anderen, restaurierten Häuser ein.

Meisterhäuser, Dessau-Roßlau | Projekt-Reportage | Architekturfotografie © Alexander Brüll, 2020